News und Ratgeber
Blaues Licht vom Handy

Blaues Licht: Machen Handys, Laptops & Co. unsere Haut kaputt?

Wer zu lange in Bildschirme starrt, bekommt angeblich schlechte Augen – wenn es nach unseren Großeltern geht, sogar viereckige. Ein anderes angebliches Risiko, das momentan vor allem von Hautpflege-Herstellern zum nächsten großen Risiko herangezüchtet wird: Das blaue Licht, das wir täglich durch Handys, Laptops, Fernseher oder LED-Leuchten abbekommen, soll der Haut schaden und im schlimmsten Fall sogar Akne und Pickel verursachen.

Dieses Thema, das auf den ersten Blick nach einer reinen Marketing-Maßnahme für neue Hautschutzprodukte klingen mag, hat aber zumindest eine gewisse Aufmerksamkeit verdient – alleine schon, weil viele von uns wohl unter Schock stehen dürften, wenn sie einen ehrlichen Blick in ihre Handy-Nutzungsstatistiken der vergangenen Wochen werfen.

Was ist blaues Licht?

Um die Frage nach der potenziellen Schädlichkeit von Blaulicht für die sinnvoll anzugehen, ist es wichtig, vorab zu verstehen, was blaues Licht genau ist. Sonnenlicht setzt sich aus ultraviolettem, sichtbarem und infrarotem Licht zusammen.

Während der negative Einfluss und die Risiken (z. B. Sonnenbrand, Hautkrebs) von ultraviolettem Licht, das auch UVA- und UVB-Strahlung (100 nm bis 400 nm) enthält, hinlänglich bekannt sind, hat das sichtbare Licht in diesem Kontext bisher wenig Aufmerksamkeit erhalten. Teil des sichtbaren Lichts ist auch das blaue Licht, das im Spektrum direkt an das ultraviolette Licht grenzt und besonders bei Wellenlängen zwischen 380 nm und 400 nm gefährlich für die Haut sein könnte. Das gesamte Spektrum des Blaulichts geht bis zu 500 nm.

Blaues Licht ist also ein Teil unseres Sonnenlichts. Gleichzeitig entsteht es aber auch durch viele der Bildschirme, vor denen wir uns tagtäglich befinden – und durch die LED-Beleuchtung, die mittlerweile fast überall zum Einsatz kommt. In diesem Kontext wird das blaue Licht auch häufig als “High Energy Visible Light” oder kurz HEV-Licht bezeichnet.

Kann blaues Licht Akne und Pickel verursachen?

Blaues LichtDiese Frage lässt sich glücklicherweise sehr leicht beantworten: Nein. Auch wenn Akne und Pickel eine ganze Reihe unterschiedlicher Gründe haben können, gehört Bildschirmstrahlung (bisher) nicht dazu. Vielmehr entsteht Akne durch eine grundsätzliche (erbliche) Veranlagung in Verbindung mit sogenannten Aknebakterien (Propionibacterium acnes) und Verhornungsstörungen der Haut. Tatsächlich ist es sogar so, dass Blaulicht vereinzelt zur Therapie von Akne genutzt wird, da es nachweislich eine antibakterielle Wirkung haben kann. Dermatologen setzen heutzutage aber dennoch vermehrt auf ganzheitliche Ansätze, bei denen individualisierte Akne-Cremes mit Anpassungen bei der Hautpflege und der Ernährung kombiniert werden, um Pickeln & Co. auf schonendem Weg entgegenzuwirken.

Keine Pickel – kein Problem? Ganz so einfach ist es leider nicht. Vereinzelte Studien haben tatsächlich gezeigt, dass blaues Licht einen negativen Einfluss auf die Haut haben kann. Konkret: auf den Alterungsprozess. Dieser wird durch die Photoalterung (= lichtbedingte Alterung) schneller vorangetrieben. Schuld daran sind die freien Radikale im blauen Licht. Das sind Moleküle, die durch Licht (hauptsächlich UV-Strahlung, geringer aber auch durch blaues Licht) entstehen und sowohl die Hautzellen selbst als auch die natürliche Schutzbarriere der Haut angreifen.

Sollte also jeder, der Angst vor frühzeitigen Falten hat, sein Handy verkaufen? Nein – und das wird vor allem dann deutlich, wenn man die Blaulicht-Strahlung von Handys, Laptops & Co. mit dem blauen Licht und der UV-Strahlung des Sonnenlichts vergleicht. Denn: Wer an einem sonnigen Sommertag eine Minute draußen verbringt, nimmt alleine in dieser Zeit so viel blaues Licht durch die Sonnenstrahlung auf, wie ein gewöhnlicher Computer-Monitor innerhalb einer Zeitspanne von 172 Stunden (!) absondern würde.

Wer sein Smartphone direkt ans Gesicht hält, müsste immer noch ca. 10 Stunden so verbringen, um auf dieselbe “Strahlenbelastung” zu kommen. Zusätzlich haben Studien gezeigt, dass die größere Gefahr nach wie vor im UV-Licht liegt: Selbst bei 30-fach höherer Strahlung birgt das blaue Licht immer noch weniger Gesundheitsrisiken als UV-Strahlung.

Fest steht aber auch: Blaues Licht spielt – insbesondere in dauerhafter Aussetzung durch Smartphones, Computer und LEDs – noch nicht lange eine solch große Rolle in unserem Alltag. Das bedeutet auch, dass es bisher schlichtweg keine Möglichkeiten gab, Studien zu den Langzeitfolgen (= mehrere Jahrzehnte) durchzuführen.

Wie kann ich mich vor blauem Licht schützen?

Brauchen wir also demnächst eine zusätzliche Smartphone-Sonnencreme? Nein – alleine deshalb, weil die meisten gewöhnlichen UV-Filter nur bis zu Wellenlängen von 400 nm schützen und dadurch einen Großteil des Blaulicht-Spektrums nicht abdecken können. Die tatsächliche Lösung für diejenigen, die sich Sorgen um ihre Haut machen, kommt aber tatsächlich aus der Kosmetik-Richtung: Produkte mit Antioxidantien können gezielt den freien Radikalen entgegenwirken und so auch die Haut vor den Folgen des blauen Lichts schützen.

Während die Hersteller aktuell mit immer neuen (pflanzlichen) Antioxidantien werben, die gezielt dem blauen Licht entgegenwirken sollen, steht aber fest, dass grundsätzlich alle Antioxidantien gleich wirken. Das bedeutet, dass man sich hierbei getrost auf bewährte Vertreter wie Vitamin A, Vitamin C oder Vitamin E verlassen kann. Grundsätzlich ist die Studienlage aber noch nicht ausgereift genug.

Effektiver ist deshalb der Weg, die Anpassungen direkt an den Geräten vorzunehmen. Viele neuere Smartphones und Laptops bieten mittlerweile Dark-Modes oder “Nightshift”-Einstellungen, bei denen das blaue Licht gefiltert und durch sanfteres, gelbes Licht ersetzt wird. Bei manchen Geräten lässt sich ein solcher Filter auch durch spezielle Bildschirmfolien nachrüsten. Des Weiteren hilft es, ausreichend Abstand von den Geräten zu halten und die Bildschirmhelligkeit zu reduzieren.